In Sachen iPhone-Tuning ist das Netz das reinste Märchenbuch. Überall stehen selbst ernannte iOS-Experten mit Ratschlägen und angeblichen Geheim-Tricks parat. Hartnäckig halten sich viele Behauptungen zur iPhone-Optimierung. Manches stimmt, doch oft ist bei genauem Hinsehen nicht viel dran ist. Je technisch versierter eine Erklärung klingt, umso eifriger wird das vermeintliche Dopingmittel ausprobiert. Mancher erliegt dabei der Placebo-Wirkung – hält der Akku nicht doch ein wenig länger und läuft das iPhone eventuell etwas flotter? Unser Check räumt mit den Legenden auf. Wir sagen, was funktioniert und welche „wohlwollenden“ Tricks Sie sich sparen können.

 

1. Ohne Hülle flotter laden

[kastenstart]FlaschMythos: Das iPhone lädt schneller, wenn es nicht in einer Hülle steckt.[kastenende]

Fakten: Ob mit oder ohne Hülle – an der Ladedauer ändert sich nichts. Wenn Sie das iPhone allerdings aufladen, während es in einer Tasche oder Hülle steckt, kann es vor allem im Sommer überhitzen. Das kann die Batteriekapazität beeinträchtigen. Sollte sich Ihr iPhone beim Aufladen stark erwärmen, nehmen Sie es aus der Tasche oder Hülle.

 

2. Kurzzeitiges Ausschalten spart Strom

[kastenstart]FlaschMythos: Wenn sich die Akkukapazität dem Ende zuneigt, sollten Sie das iPhone bei vorübergehender Nichtbenutzung ausschalten.[kastenende]

Stimmt nicht: Kurzzeitig das iPhone auszuschalten, spart keinen Strom.

Fakten: Das iPhone verbraucht beim Einschalten und Starten von iOS eine Menge Strom. Es während temporärer Nutzungspausen aus- und dann wieder einzuschalten frisst also mehr Energie, als Sie einsparen. Wollen Sie mit der verbleibenden Akkukapazität möglichst lange auskommen, schalten Sie das iPhone in den Flugmodus. Dabei werden Akkufresser wie 3G, LTE, WLAN, Bluetooth, Mailabfrage und so weiter automatisch deaktiviert. Viel Strom sparen Sie übrigens, indem Sie das iPhone bei Nichtnutzung umgehend in den Standby-Modus setzen. Dazu drücken Sie dazu einfach den Ein-Ausschaltknopf.

 

3. Schneller weil kälter

[kastenstart]FlaschMythos: Bei niedriger Temperatur von ungefähr 2 bis 6 Grad Celsius läuft das iPhone schneller.[kastenende]

Fakten: Die Umgebungstemperatur wirkt sich nicht auf die Prozessor- und Arbeitsgeschwindigkeit aus – das iPhone arbeitet stets gleich schnell. Allerdings beeinflusst die Temperatur die chemischen Vorgänge im Akku, dessen optimaler Bereich zwischen 16 und 22 Grad Celsius liegt. Im Sommer und Winter sollte das iPhone vor extremen Temperaturen geschützt werden. Vermeiden Sie Minusgrade und Hitze von über 35 Grad, die dem iPhone-Akku deutlich zu schaffen macht. In der Sonne kann sich das iPhone so aufheizen, dass es von den Temperatursensoren vorübergehend gesperrt wird, bis es wieder abkühlt.

 

4. Equalizer vergeudet Strom

[kastenstart]Mythos: Durch das Abschalten der Equalizerfunktion in iOS kommt das iPhone länger mit einer Akkuladung aus.[kastenende]

Fakten: Die Nutzung des Equalizers („Einstellungen > Musik > Equalizer“) verursacht eine höhere Prozessorlast, die sich auch beim Akku bemerkbar macht. Wer dem entgegenwirken möchte, schaltet den Equalizer aus. Die Prozessorlast steigt allerdings nur beim Musikhören und Filmegucken an. Wird kein Sound wiedergegeben, gibt’s auch keinen Strommehrverbrauch.

 

5. Anderes Netzteil lädt schneller

[kastenstart]Mythos: Mit einem anderen Netzteil iPhone doppelt so schnell auf.[kastenende]

Fakten: Wer sein neues iPhone-Modell an das Netzteil seines iPads hängt, lädt den Akku um einiges schneller auf – allerdings halbiert sich die Ladezeit dadurch nicht. Hintergrund: Ein neues iPhone kann bis zu 12 Watt ziehen, die jedoch nur vom iPad-Stromadapter mit 2,1-Ampere oder einem vergleichbaren Netzteil aus dem Zubehörhandel geliefert werden.

[nextpage title=“Mythen 6 bis 10: Akku-Tuning, Swipen, besserer Klang“]

6. Schneller mit Tuning-Apps

[kastenstart]FlaschMythos: Tuning-Apps aus dem App Store machen das iPhone schneller.[kastenende]

Nur Placebo: iOS erlaubt Apps keine Einflussnahme auf die Speichernutzung.

Fakten: Vermeintliche Tuning-Apps geben vor, den iPhone-Arbeitsspeicher zu optimieren und so auch die Geschwindigkeit zu erhöhen. Ihr Versprechen versuchen die Apps oft durch hübschen Grafiken auf dem Display zu untermauern. In Wahrheit wird jedoch nichts optimiert, denn iOS erlaubt Apps keine Einflussnahme auf die Speichernutzung. Die angezeigten Speicherinfos sind reiner Etiketten-Schwindel, denn iOS bietet selbst vergleichbares unter „Einstellungen > Benutzung“. Geben Sie bloß kein Geld für angebliche Tuning-Apps aus!

 

7. Swypen statt tippen

[kastenstart]Mythos: Wer Swype richtig bedienen kann, ist schneller als mit der iOS-Bildschirmtastatur.[kastenende]

Fakten: Mit der Tastatur-App Swype formt man Wörter durch Wischbewegungen zwischen den Buchstaben. Weil man den Finger dabei nicht abheben muss, lässt sich nach Einarbeitung ein durchaus hohes Eingabetempo erreichen. Allerdings muss einem die Wischerei liegen und man sollte beim ersten Eingeben eines Worts auch mit Swype richtig „tippen“ und so das Wörterbuch füllen. Wenn man in verschiedenen Sprachen swypt, ist Swype ziemlich anstrengend.

 

8. Trinkglas verbessert den iPhone-Klang

[kastenstart]Mythos: Es genügt, das iPhone in ein Glas zu stellen, schon klingt Musik aus dem iPhone-Lautsprecher viel besser.[kastenende]

Fakten: Wasser- und Weingläser, Porzellanvasen und sogar Chipsdosen weisen optimale Eigenschaften für eine Verbesserung der iPhone-Soundwiedergabe auf. Das iPhone muss dazu mit dem Lautsprecher nach unten hineingestellt werden. Dann dient der jeweilige Korpus als passiver Schalltrichter, der die Ausbreitung der Schallwellen positiv verändert. Dadurch wird die Lautstärke erhöht. Allerdings hängt es stark vom Material und der Form des Gegenstands ab, ob und wie weit sich der Klang wirklich verbessert – an einen echten Lautsprecher kommt das Soundgepimpe allerdings nicht heran.

 

9. Mehr Akku durch Batterie-Tuning-Apps

[kastenstart]FlaschMythos: Die Ausdauer des iPhone-Akkus lässt sich durch Apps optimieren.[kastenende]

Funktioniert nicht: Mit Apps klappt das Batterie-Tuning gewiss nicht.

Fakten: Im App Store tummeln sich zahlreiche Apps, die das iPhone ausdauernder machen wollen. Apple hat aber weder beim iPhone noch beim iPad für Apps eine Zugriffsmöglichkeit auf die Batterieparameter vorgesehen. Deshalb können Batterie-Tuning-Apps ihr Versprechen, die Akkulaufzeit zu verbessern, auch nicht halten. Stattdessen veräppeln sie den Nutzer durch die Anzeige von Infos zur Akkukapazität im Cockpit-Look. Anders verhält es sich übrigens bei iOS-Einstellungen, die die Akkulaufzeit erhöhen. Hier gibt es durchaus Tuning-Potenzial.

 

10. Empfang tunen mit Hülle

[kastenstart]FlaschMythos: Spezielle Hüllen verbessern den Mobilfunk- und WLAN-Empfang am iPhone.[kastenende]

Fakten: Ein iPhone-Case wie das Linkase Pro TX-27 überstülpen und schon hat man im WLAN und im Mobilfunknetz eine höhere Signalstärke – das wäre zu schön, um wahr zu sein. Dank eingebauter Schiebeantennen soll zudem weniger Akkustrom verbraucht werden, sodass man über eine halbe Stunde länger sprechen kann. Technische Details zum in Aussicht gestellten Zugewinn verraten die Hersteller nicht. Wir haben die Hülle am iPhone 5s in unseren Redaktionsräumen ausprobiert und konnten keine Verbesserung feststellen.

[nextpage title=“Mythen 11 bis 15: Mehr Tempo und bessere Fotos“]

11. Mehr Tempo durch App-Stopp

[kastenstart]FlaschMythos: Das Beenden nicht mehr benötigter Apps macht aktive Apps schneller.[kastenende]

Fakten: Laufende Apps beenden Sie per Doppeltipper auf den Home-Button, dann streichen Sie die Apps nach oben aus der Vorschau. Damit wird zwar die Anwendung komplett beendet, das iPhone dadurch aber nicht schneller. Apps im Hintergrund parkt iOS in einem Schlafmodus und kümmert sich automatisch um die Speicherverwaltung. Wandert eine App in den Hintergrund, werden ihre Ressourcen dynamisch freigegeben. Nur in Ausnahmefällen ist das gezielte Beenden von Apps nützlich, zum Beispiel, wenn eine App im Hintergrund Sound ausgibt oder Daten herunterlädt.

 

12. Dank Akkuhülle doppelte Ausdauer

[kastenstart]Mythos: Wer sein iPhone mit einer Akkuhülle ausstattet, kann damit doppelt so lange telefonieren.[kastenende]

Mit Akkuhüllen überbrücken Sie unterwegs den Stromengpass. (Foto: Mophie)

Fakten: Die Kapazität des fest im iPhone verbauten Akkus (1810 mAh beim iPhone 6 und 2915 mAh beim 6 Plus) ändert sich durch die Verwendung einer Akkuhülle oder eines externen Akkupacks nicht. Auch geben die Zusatzakkus nicht permanent Strom ans iPhone ab. Vielmehr bieten sie eine Nachlademöglichkeit vergleichbar mit dem Netzteil, wenn der Saft im internen iPhone-Akku zur Neige geht. Dann legt man in der Akkuhülle einen Schalter um und das iPhone wird über den Zusatzakku aufgetankt. Man muss also den richtigen Zeitpunkt erwischen, wenn der interne Akku fast leer ist, um die mögliche Telefonnutzungsdauer rein theoretisch auch zu verdoppeln.

 

13. Wenige Apps, mehr Tempo

[kastenstart]FlaschMythos: Je weniger Apps auf dem iPhone installiert sind, desto schneller.[kastenende]

Fakten: Apps, die Sie aus dem App Store heruntergeladen, aber nicht gestartet haben, belegen auf dem iPhone lediglich Speicherplatz. Prozessor und Arbeitsspeicher werden dadurch nicht negativ beeinträchtigt. Das iPhone wird also nicht langsamer, je mehr Apps installiert sind. Selbst nach dem mutwilligen Zumüllen unseres Test-iPhone-6 bis ans Speicherlimit mit Hunderten kleiner und der Gegenprobe mit einer Handvoll extrem großer Apps arbeitet es nicht träger als im jungfräulichen Zustand. Das Tempo kann die Zahl geladener Apps also nicht verringern.

 

14. Freier Speicher beschleunigt Apps

[kastenstart]FlaschMythos: Apps laufen nach einem iPhone-Neustart schneller.[kastenende]

Fakten: Das Ausführungstempo einer App hängt nicht vom Zeitpunkt ihres Starts ab. iOS stellt sicher, dass der App im Vordergrund maximale Systemressourcen zur Verfügung stehen. Es bringt also nichts, das iPhone neu zu starten, um Apps vermeintlich zu beschleunigen. Allerdings gibt es Ausnahmen: Eine abgestürzte App kann iOS im Einzelfall ausbremsen und anders Apps verlangsamen. Hintergrund-Apps, die Daten übertragen, können dadurch die Internetverbindung auslasten, sodass die App im Vordergrund Daten langsamer lädt. In beiden Fällen genügt es aber, die betreffende App zu schließen – ein Neustart bietet keine Vorteile.

 

15. Bessere Fotos mit Apps

[kastenstart]FlaschMythos: Top-Fotos kann man nur mit speziellen Apps schießen.[kastenende]

Fakten: Die iPhone-Kamera macht mit alternativen Kamera-Apps aus dem App Store nicht automatisch bessere Bilder. Die grundlegenden iPhone-Fotoeigenschaften werden durch die Hardware und nicht durch Apps bestimmt. Allerdings bieten Kamera-Apps wie ProCamera oder Camera+ zusätzliche Bedienmodi und Einstellungen, mit denen man oft bequemer und durchaus auch bessere Bilder schießen kann.

[nextpage title=“Mythen 16 bis 20: Speicher, HDR-Fotos, Aufsatzobjektiv“]

16. Speicher freigeben damit Updates laufen

[kastenstart]Mythos: Für ein iOS-Update muss man Speicher auf dem iPhone freischaufeln.[kastenende]

Fakten: iOS-Updates lassen sich trotz ausreichend freiem Speicher auf dem iPhone nicht installieren – damit hatten Millionen Nutzer beim Umstieg von iOS 7 auf iOS 8 zu kämpfen. Wer eine neue Version von Apples Mobilbetriebssystem direkt auf seinem Gerät einspielen will (Over-the-Air-Update), benötigt bei einem großen Update mehrere GB freien Speicher. Bei iOS 8 waren es je nach Gerätemodell bis zu 5 GB. Zum Speicherbedarf für die heruntergeladene Update-Datei kommt nämlich noch der fürs Auspacken des Updates benötigte Speicherplatz dazu. Abhilfe schafft ein iOS-Update über iTunes, weil das Update hierbei auf dem Computer entpackt wird.

 

17. Echte HDRs nur mit App

[kastenstart]FlaschMythos: Das iPhone kann von Haus aus keine richtigen HDR-Fotos aufnehmen.[kastenende]

Fakten: Oft lassen sich Motive in einem Foto nicht perfekt einfangen – entweder sind Teile vorne zu dunkel oder die hinteren Motivbereiche zu hell. Um schwierige Lichtsituationen zu meistern, ist die Kamera-App in iOS 8 mit einer HDR-Automatik ausgestattet. Sie schießt bei Bedarf unmittelbar drei Bilder hintereinander mit unterschiedlicher Belichtung und legt diese Aufnahmen zur Kontrastoptimierung übereinander. Die Ergebnisse von Apples HDR-Funktion sind ordentlich, nicht immer überwältigend, manchmal sogar kaum von Fotos ohne HDR zu unterscheiden. Wer sich bessere HDR-Resultate wünscht, findet im App Store eine Reihe guter HDR-Apps wie Pro HDR oder True HDR mit manuellen Einstellmöglichkeiten.

 

18. Objektiv pimpt Kamera

[kastenstart]Mythos: Mit dem passenden Objektiv wird das iPhone zur Superzoom-Kamera.[kastenende]

Dank Aufsatzobjektiv lässt sich das iPhone mit optischem Zoom nachrüsten. (Foto: Sony)

Fakten: Das iPhone ist mit einem fest verbauten Objektiv ausgestattet und Apple hat das Anbringen anderer Objektive nicht vorgesehen. Durch Objektivaufsätze, die mittels Halte-Clip oder magnetisch am iPhone befestigt werden, kann man die Standard-Kamera mit einem 10fachen oder 12fachen optischen Zoom aufpimpen. Allerdings verschlechtert sich die daraus resultierende Bildqualität erheblich und es treten starke Randabschattungen auf. Diese Nachteile lassen sich mit einem Sony-Smartshot-Objektiv mit eingebauter Kamera ab 130 Euro) vermeiden.

 

19. Schneller ohne Parallaxeffekt

[kastenstart]Mythos: Durch das Abschalten Parallaxeffekt arbeitet das iPhone schneller.[kastenende]

Fakten: Neigt man das iPhone auf dem Homescreen seitlich, sieht es so aus, als würden sich die App Icons perspektivisch mitbewegen – das ist der so bezeichnete Parallaxeffekt. Er vermittelt den Eindruck, als könne man unter die Icons sehen. Dieser Effekt verbraucht einiges an Rechenleistung und lässt sich deshalb in den Einstellungen abschalten. Allerdings kommt er vorwiegend auf dem Homescreen zum Einsatz – innerhalb von Apps ergibt sich also kein Tempovorteil.

 

20. Oft laden pimpt den Akku

[kastenstart]Mythos: Häufiges Nachladen hält den Akku fit und optimiert seine Leistung und Lebensdauer.[kastenende]

Fakten: Der Akkublock im iPhone ist häufig eine Schwachstelle, umso wichtiger, dass man ihn möglichst schonend behandelt. Häufiges vollständiges Entladen kann der Lebensdauer abträglich sein. Das gilt jedoch auch für allzu häufiges Aufladen: Warten Sie mit dem Nachladen, bis der Akku eine Restkapazität von rund 20-30 Prozent hat. Apple empfiehlt, etwa ein Mal pro Monat zur Kalibrierung einen vollen Ladezyklus (vollständige Entladung und volles Aufladen) durchzuführen.